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Sylvia Müller-Stein Figur Papiermaché
 
Die von Sylvia Müller-Stein geformten Figuren wirken wie Mumien, die aus den sie schützenden Behältern, den ineinander geschachtelten Sarkophagen, genommen wurden. Nun sind sie ausgesetzt, allen Angriffen ausgeliefert. Wie die Körper der Mumien es noch zu Lebzeiten waren. Erst den toten Körpern wurde Dauer verliehen, erst sie wurden zum Schutz in zahlreichen Behältern eingeschlossen.
Die Kunst von Sylvia Müller Stein hat mit einer intensiven Auseinandersetzung mit dem lebenden Körper zu tun. Sie ist dem Lebenden, dem Verletzlichen zugewandt. Ihre Gestalten sind schutzlos. Die Mehrzahl dieser Figuren ist etwa lebensgroß, manche überlebensgroß. Sie alle sind leicht , so leicht, dass sie an dünnen Fäden aufgehängt werden können. Sie wirken verwittert, abgenutzt schäbig als hätten sie Schweres durchgemacht. Sie scheinen nicht für lange Dauer gemacht. Helles Graubraun und Weiß sind die Farben.
Wer die Gebilde näher betrachtet sieht, dass sie aus Papiermaché gemacht sind. Wortfetzen aus Zeitungen und Telefonbücher sind noch zu lesen, dazu bunte Einsprengsel, die Reste farbiger Seiten. Eine ganze Welt wurde in Wasser und Leim aufgelöst, zerstückelt , in etwas anderes verwandelt. Einige der Figuren sind mit Gips überarbeitet. Von daher haben sie ihr schönes Weiß.
Wer wird sich für diese hinfälligen Gebilde interessieren? In einer Zeit, in der ein Kunstwerk als Wertgegenstand betrachtet wir und daher von Dauer sein muss. Wer wird da diesen Gebilden Beachtung schenken? Ihre Vergänglichkeit ist offensichtlich. Dieses unbeständige Material, brüchig, ohne rechte Widerstandskraft.
Doch die beständigen und dauernden Kunstwerke wurden stets begleitet vom Vorübergehenden. Sie sind in Ihm tief verwurzelt. Denn all das Hinfällige steht dem Leben ja viel näher als die "ewigen" Werke, die bloß als Hüllen, als Behälter des einst Lebendigen bleiben. In Bronze gegossen würden die Figuren von Sylvia Müller-Stein das Entscheidende verlieren. Denn so wie sie sind, aus billigem Material, unbeständig, verletzlich, brüchig bis zur Preisgabe ihrer festen Form, sind sie dem Leben nahe.
 
Sie sind nicht gefällig, nicht einfach angenehm zu betrachten. Sie sind nicht heiter,  aber fähig zu schweben. Sie sind ganz leicht, doch steckt ein tiefer Ernst in Ihnen. Sie werden nicht lange bleiben. Aber solange sie Bestand haben, kommen sie dem Lebendigen ganz nahe. Sie begleiten es auf einen Weg ständiger Verwandlung. Sie begleiten es noch hinein in die Hinfälligkeit allen Lebens. Diese Nähe zum Leben macht die Figuren zu Gefährten in Fest und Trauer. So wie auch in früheren Jahrhunderten ephemere, rasch vergehende, Kunst die Menschen in Freude und Trauer begleitet hat.
 
Gustav Schörghofer SJ
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